Wie finde ich als Startup eine passende und nachhaltige Verpackung
Aber wie finden Startups zwischen den Extremen ihren Weg zur passenden Verpackung?
In einer Zeit, in der etablierte Unternehmen große Anstrengungen anstellen, um ihre Produkte auf nachhaltig umzustellen, gehören Startups zu den Firmen, die von Anfang an den Gedanken der Umweltverträglichkeit in ihrer Entwicklung mit einbeziehen. Diesen Vorteil, nicht die Trägheit bestehender Automatismen und Prozesse überwinden zu müssen, büßen sie allerdings an Erfahrung ein. Wer sich nicht mit der Thematik, die das Verpackungsuniversum bietet, beschäftigt, ist meist überrascht und überwältigt, wie Fragestellungen zur Verpackungsdimensionierung ausufern können.
Herausforderungen für Startups

Verpackungsdesign wirkt
Um sich aus der Masse der Konsumgüter abzuheben muss das Produkt herausstechen. Dabei sagen Experten, dass Werbung längst nicht mehr seine ursprüngliche Wirkung erzielt. Laut der Zeitschrift WirtschaftsWoche wird der Mensch täglich mit bis zu 10 000 Werbebotschaften bombardiert, nimmt aber schon ab 3000 keine mehr wahr. D. h. ein Startup muss am Point of Sale auf sein Produkt aufmerksam machen. In maximal 2,5s entscheidet der Kunde vor dem Regal, welches Produkt er kauft. D.h. möchte ich, dass mein Produkt gekauft wird, muss es in einem Bruchteil der Zeit wahrgenommen werden und die Gefühle auslösen, die zum Kauf führen. In der kurzen Zeit kann textliche Kommunikation nicht wirken, Design, Konstruktion und vielleicht noch Textur müssen für sich sprechen. Eine starke Markenbotschaft in Richtung Nachhaltigkeit, verstärkt durch Farben oder Materialien schafft es im Moment noch herauszustechen. Um aber an dieses Alleinstellungsmerkmal zu kommen müsst ihr einige Hürden überwinden.
Wie finde ich die passende Verpackung für mein Produkt

Das Berliner Startup Wildcorn, Hersteller besonderer Popcornsorten und anderer nachhaltig produzierter Snacks, hat sich dem Weg der optimalen Recyclingfähigkeit gestellt und zusammen mit der Consultingagentur für Recycling Interseroh und dem Allgäuer Folienhersteller innovia eine Monofolie passend zu ihrem Snacksortiment entwickelt und auf der Dresdner Verpackungstagung 2019 vorgestellt.
„Für Anja Kreienberg, Projektmanagerin der Wildcorn GmbH ist die Verpackung das, was am Ende von den Wildcorn-Knabbersnacks übrigbleibt. Man habe sie deshalb von Anfang an konsequent als Wertstoff betrachtet und gleichzeitig erkannt, dass Nachhaltigkeit den Ansprüchen nur genüge, wenn sie gleichzeitig auch ökonomisch und produktgerecht sei.“
Wildcorn schafft damit ein schlüssiges Markenimage aus nachhaltiger Verpackung, natürlichen Zutaten ohne Zusätzen und Engagement in Nachhaltigkeitsprojekten.
Bei Überlegungen zur Verpackung spielt Startups der Fakt in die Karten, nicht dem hohen Kostendruck der Verpackungsbranche ausgesetzt zu sein. Bei etablierten Unternehmen werden Entscheidungen für oder gegen Verpackungslösungen nach zehntel Centbeträgen getroffen. Startups scheint, durch die Bereitschaft für Innovationen mehr zu zahlen, ein gewisser Freiraum seitens der Käufer in der Preisgestaltung eingeräumt zu werden. Startups bedienen zuerst meist Nischen, dadurch sprechen sie eine besondere Art Kunden mit mehr Probierfreude an und müssen sich vorerst nicht am Massenmarkt behaupten. Der erhöhte Preis der Verpackung kann auch bei der Entwicklung in die Überlegungen einbezogen werden.
Verpackungsdimensionierung ist ein riesiges Themengebiet. Im Artikel wurde nur an der Oberfläche gekratzt. Letztendlich müssen auch Versandwege, rechtliche Vorgaben und ein einfaches Packschema beachtet werden. Was am Ende bleibt ist immer ein „Soll das und gleichzeitig das können“. So wenig wie die eierlegende Wollmilchsau, existiert die perfekte, nachhaltige und günstige Verpackung. Letztendlich befindet man sich auf der Suche nach dem besten Kompromiss.
Und trotzdem, neben teuren Consultingfirmen gibt es die Möglichkeit sich anderweitig Hilfe zu holen, z.B. sich mit Startups, die sich die Gedanken schon gemacht haben oder Unternehmen der Branche zu vernetzen. Einige KMU’s aus der Verpackungsbranche haben den Wert von Innovationen erkannt und nehmen an dem Programm „ZEUS“ teil. Bei der für 30. September geplanten Vernetzungsveranstaltung habt ihr die Möglichkeit euch mit Firmen aus der Branche und Startups auszutauschen, die den Weg zur nachhaltigen Verpackung schon gegangen sind. Die Unternehmen sind im Verband dmpi zusammengefasst und über diesen erreichbar.
Außerdem hat Stuttgart neben einer Startup-Infrastruktur auch einen Studiengang Verpackungstechnik, bei dem das Thema Nachhaltigkeit ein großer Schwerpunkt ist. Der Austausch mit Studierenden hilft eine gewisse Ordnung in die Überlegungen zu bringen und Professoren haben schon aus Anfragen von Unternehmen Abschlussarbeiten oder Projekte für Studierendengruppen gemacht.